Ein halbes Jahrhundert alt ist die Partnerschaft zwischen dem thüringischen Suhl und der russischen Partnerstadt Kaluga. Eindrücke von den vielen gemeinsamen Veranstaltungen in diesen fünf Jahrzehnten vermittelt eine Fotoausstellung „Die Sprache und das Bild des Anderen“ von Ende November bis Anfang Dezember 2019 im Kultur- und Innovationszentrum in Kaluga gezeigt wurde. Jene Ausstellung also, die im August 2019 bereits für drei Wochen in Suhl zu sehen war und 90 wunderbare Fotografien aus beiden Städten vereint. Sie ist der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (DRFG) zu verdanken, die das Projekt seit 2017 mit Partnern von der Idee bis zur Umsetzung beharrlich vorangetrieben hat.

Der große Erfolg gibt den Machern Recht: Neben etwa 60 Interessierten, darunter bemerkenswert vielen jungen Leuten, kamen zur Eröffnung auch Kalugas Bürgermeister Dmitrij Olegowitsch Rasumowski und der Vorsitzende der Stadtduma, Alexander Grigorjewitsch Iwanow sowie der Menschenrechtsbeauftragte des Kalugaer Gebiets, Juri Iwanowitsch Selnikow. Und nicht nur das: Auch der Suhler Oberbürgermeister André Knapp und Stadtratsvorsitzende Manuela Habelt waren mit einer kleinen Delegation angereist, ebenso wie vier Schülerinnen der Lautenbergschule mit Martin Kummer, die am Tag zuvor an Schulen in Obninsk und Kaluga ihre vielbeachtete Projektarbeit zu Zwangsarbeitern in Suhl während des Zweiten Weltkriegs vorstellten.

Beide Projekte – Ausstellung und Gedächtniskultur – wurden über ein Programm des Auswärtigen Amtes in Berlin gefördert. Die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft hat sie mit ihrer seit 20 Jahren bewährten Partnerorganisation, der Russischen Akademie für Volkswirtschaft, umgesetzt. „Allen Partnern gebührt unser herzlichster Dank“, sagt Martin Kummer, Vorstandsmitglied der Stiftung West-Östliche Begegnungen, in seiner Eröffnungsrede. Vor fast 30 Jahren sei er das erste Mal in die damalige Sowjetunion und nach Kaluga gekommen, so der frühere Oberbürgermeister. Damals wie heute fragten ihn Menschen: „Wozu besuchen Sie dieses Land, macht das Sinn?“ Seine Antwort habe er bei dem russischen Dichter Fjdor Tjuttschew gefunden: „Verstehen kann man Russland nicht, und auch nicht messen mit Verstand. Es hat sein eigenes Gesicht, nur glauben kann man an das Land!“ Er und viele andere Menschen, die zur Ausstellungseröffnung gekommen seien, glauben an eine friedliche, gemeinsame Zukunft beider Länder. „Diese Fotoausstellung leistet dazu einen kleinen Beitrag.“

Kalugas Bürgermeister Rasumowskij pflichtet dem unter Beifall bei: „Die Ausstellung ist ein weiterer Schritt zur Stärkung unserer Beziehungen.“ Duma-Vorsitzender Ivwanow verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass alle Besucher der Ausstellung viele angenehme Eindrücke von den Städten erhalten. Dass die Städtepartnerschaft über all die Jahre aufrechterhalten und neu belebt wurde, sei in großem Maße der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (DRFG) mit Martin Kummer an der Spitze zu verdanken, stellt André Knapp in seiner Rede fest.

Am Vorabend der Ausstellungseröffnung hatten die Oberhäupter beider Städte den anlässlich des Jubiläums von Stadtrat und Duma beschlossenen Vertrag zur Erneuerung der Partnerschaft unterzeichnet. Dabei kam man kurzfristig überein, künftig die zivilgesellschaftlichen Beziehungen beider Städte stärker in den Mittelpunkt zu rücken und weiter zu fördern. Dies auch mit Blick auf die große Deutsch-Russische Städtepartnerschaftskonferenz, die 2021 in Kaluga stattfinden wird.

Dr. Martin Kummer, Kalugas Bürgermeister Dmitrij Rasumowskij und der Suhler OBM André Knapp (v. r.n.l.) auf der Ausstellung in Kaluga