„Nicht weniger, sondern mehr Dialog“

Am 30. Juni 2021 ist in Kaluga die XVI. Städtepartnerkonferenz mit mehr als 350 Vertreterinnen und Vertretern deutscher und russischer Städte und Kommunen zu Ende gegangen. Veranstaltet wurde sie vom Deutsch-Russische Forum und der Internationalen Assoziation der Partnerstädte, dem Bundesverband Deutscher West-Ost-Gesellschaften und der Stiftung West-Östliche Begegnungen in Zusammenarbeit mit der Regierung des Gebiets und der Stadt Kaluga.
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Die Konferenz war die erste große bilaterale Veranstaltung im Präsenz- und Online-Format seit Beginn der Pandemie, die den Städtepartnern eine persönliche Wiederbegegnung ermöglichte.

Aufgrund der neuen Entwicklungen im Juni d.J. zum Pandemiegeschehen in Moskau und St. Petersburg hatte Deutschland jedoch unmittelbar vor der Konferenz die Russische Föderation ab 29. Juni als Virusvariantengebiet eingestuft – leider ohne Ausnahme für die in Kaluga am 28. Juni beginnende Konferenz. Die damit verbundene 14tägige Quarantäne nach Rückkehr in Deutschland führte zu extrem kurzfristigen Konferenzteilnahmeabsagen, Flugstornierungen und verfrühten Rückreisen von Teilnehmern und Organisatoren aus Deutschland. Die erforderlichen Umorganisierungen vor Ort wurden zu einer Herausforderung für die in Kaluga verbliebenen und die nach Deutschland vorfristig zurückgekehrten Organisatoren.
Dennoch wurde die Konferenz zu einem Erfolg, weil die Menschen es wollten, weil sie unbeirrt von den politischen Rahmenbedingungen und oft tendenziösen medialen Berichtserstattungen Freundschaft und Zusammenarbeit leben und den Weg zur Konferenz „offline“ und „online“ in diesen schwierigen Zeiten gefunden haben. Von der Konferenz ging ein deutliches Signal aus: Die Zivilgesellschaften bilden die Grundlage der deutsch-russischen Beziehungen. Die Konferenz ist ihre Willenserklärung an die Politik: Lasst uns eine Politik des Miteinander leben!

Zur Eröffnung der Konferenz betonten Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow in ihren Grußworten die Bereitschaft zum Gespräch. Der deutsche Außenminister Heiko Maas erklärte in einer Videobotschaft: „Die Antwort auf die Turbulenzen in unseren Beziehungen ist nicht weniger, sondern mehr Dialog“.

Die Podiumsdiskussion am Vormittag des 29. Juni war der Frage gewidmet, was die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Politik für die deutsch-russischen Beziehungen leisten kann. In den anschließenden Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen setzten sich die Konferenzteilnehmer und Referenten mit den Themen Wirtschaft, berufliche Bildung, Inklusion und Teilhabe, Gesundheitswesen und Erinnerungskultur auseinander.

Die Stiftung West-Östliche Begegnungen und die Gesellschaft Russland Deutschland führten
gemeinsam die Arbeitsgruppe „Deutsch-russische Partnerstädte im Dialog und Erinnerung für die Zukunft. Der 22. Juni 1941 ist ein europäisches Datum“ durch. Sie hatte das Ziel, an die Bedeutung des 80. Jahrestages des Überfalls Nazi-Deutschlands am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion für unser Leben heute zu erinnern, aktive Formen des Gedenkens vorzustellen und eine zivilgesellschaftliche Initiative „Gedächtniskultur“ auf lokaler Ebene der Partnerstädte und –regionen anzustoßen
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Als einer der jüngeren Historiker machte Herr Dr. Sperling vom Deutschen Historischen Institut in Moskau in seinem Beitrag in der AG der Stiftung ein ungebrochen hohes Vertrauen zwischen den Menschen in Deutschland und Russland aus. Jugendaustausch und Begegnungen mit Frankreich, Polen, Russland, Deutschland funktionieren, weil alle an der gleichen Zivilisation teilhaben. Das Problem sind die politischen und militärischen Systeme. Vertrauen kann nur über die Bereiche gewonnen werden, die uns verbinden. Daher spielen die Städte und Gemeinden als „Volksdiplomaten“ eine wichtige positive Rolle für Vertrauensbildung. Sie haben in angespannten Zeiten als Bereiche der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit eine noch größere Bedeutung als sonst.

AG 4 im Ausstellungssaal, Zentrum für Innovation und Kultur Kaluga

Auf der Abschlussveranstaltung der Konferenz, moderiert von Dr. Martin Kummer, Mitglied des Vorstands der Stiftung West-Östliche Begegnungen, berichteten die 5 Arbeitsgruppen über die Ergebnisse ihrer Beratungen.

2022 – Jahr des Jugendaustausches der deutsch-russischen Städtepartnerschaften

Dina Sokolowa, Leiterin des Russischen Koordinierungsbüros und Thomas Hoffmann, Geschäftsführer Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch erklärten für das die Konferenz begleitende Deutsch-Russische Jugendforum das Jahr 2022 zum „Jahr des Jugendaustausches der deutsch-russischen Städtepartnerschaften“. Den Jugendaustausch zwischen Partnerstädten auszubauen und zu intensivieren und damit Städtepartnerschaften zu stärken, ist das Ziel des Themenjahres.

Im Anschluss wandte sich die Vorsitzende des Vorstands der Stiftung West-Östliche Begegnungen Jelena Hoffmann, die pandemiebedingt selbst nicht nach Kaluga kommen konnte, mit einem vor Ort verlesenen bewegenden Grußwort auf Deutsch und Russisch an die Konferenzteilnehmer.
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Gastgeberstadt der XVII. Deutsch-russische Städtepartnerkonferenz 2023 verkündet

Frau Prof. Barbara Lachhain, Vorsitzende des Deutsch-Russische Begegnungen Essen e.V., verkündete die Ruhrmetropole Essen als Ort der nächsten Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz 2023.

Open-Air-Konzertprogramm der Konferenz mit der Universal Music Band am 29. Juni 2021 in Kaluga

Infos zur Konferenz finden Sie auch unter https://www.deutsch-russisches-forum.de.